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Autorenbildkatelijne7

Klippkroog

Klippkroog, denke ich, als ich durch Altona laufe. Dort habe ich im November letzten Jahres mit den Leuten der Stiftung Freiraum gefrühstückt, mal sehen, ob das Lokal auch im Sommer schön ist.

Die Terrasse an der Straße liegt einladend im sanften Juniwind, es gibt einen großen Sonnenschirm und Kissen auf den Fensterbänken. Die Tische stehen weiter auseinander als sonst, und gerade wird einer frei.

Einen Moment, bittet die Bedienung, sie desinfiziert den frei gewordenen Platz noch. Das ist gut. Ich freue mich, ich bin mehr als 500 Kilometer gefahren, um hier zu sein, ich kann warten.

Ein Verkäufer von Hinz und Kunzt kommt vorbei, ob ich die Zeitung haben möchte. Klar, die will ich, habe aber kein Kleingeld dabei. Der Mann sucht in seinen Taschen, kramt einige Kupfermünzen hervor, sie sehen ziemlich mitgenommen aus.

Nein, so haut das nicht hin.

Ein sympathischer Mann mit einem eindrucksvollen Tattoo auf dem Arm nimmt die Bestellungen auf und fragt, was ich trinken möchte. Das Tattoo ist eine Trompete mit einem Fischkopf und Wurzeln. Die Trompete symbolisiert, dass man nichts nur halb machen sollte. Ganz oder gar nicht. Die Wurzeln sagen, dass man nie vergessen sollte, wo die Wurzeln liegen. Der Fischkopf spricht für sich. Ja, das kann man wohl sagen.

Er hat es in London stechen lassen, erklärt er weiter. Ich halte mich gerade noch zurück, würde gerne mit den Fingern drüber streichen. Aber wir haben Abstandsregeln und so.

Kaffee, antworte ich, und ob er mir ein paar Euro vorstrecken kann. Das macht er gerne, er nimmt das Geld aus seiner privaten Brieftasche. So bekomme ich eine vom Regen gewellte Obdachlosenzeitung, es ist die aktuelle, versichert mir der zahnlose Verkäufer, außen ein bisschen hässlich, aber innen ganz toll. Ja, sage ich, und denke darüber nach.

Um mich herum sehe ich Farben, die ich noch vor einem Jahr in einer frühlingshaften Hafenstadt nicht vermutet hätte. Aber vielleicht vor 35 Jahren schon.

Die Menschen tragen ockergelb, brombeerrot, tannengrün. Ein bisschen weich, ausgewaschen. Weinrot, rostbraun. Viel Wolle, viel gestrickt, sogar jetzt, bei den sommerlichen Temperaturen. Der Stil ist locker, der Schnitt eher gemütlich, Corona-Kleider halt. Mit passendem Mundschutz, alles für die Gesundheit. Gesundheitssandalen.

Mir stehen diese Farben nicht. Außerdem sind sie in meiner Erinnerung schon fest belegt. Dort sehe ich mich als vierzehnjährige Pfadfinderin, wie ich mit einer Freundin Holz zusammentrage. Wir bauen auf einer Lichtung einen Stapel, mitten im dunklen Wald. Ich sehe die anderen Pfadfinder, wie sie das Klo graben, die Zelte aufstellen, die Tische aus Holzstämmen und Seilen bauen, während der Nieselregen von den Blättern tropft. Wir sind gekleidet in den Farben des Waldes, eins mit der Natur. Abends versammeln wir uns am Lagerfeuer, durchnässt, aber dennoch parat, ständig auf der Suche nach einer guten Tat.

Aber das hier ist nicht der tiefe Wald, hier bin ich fast an der Küste.

Am Strand in Övelgönne sehe ich gestreifte Shirts, blau-weiß und rot-weiß. Man kann die Hafenstadt-Besucher gut erkennen. Sie stapfen durch den Sand, lassen sich vom Wind bezaubern, trinken etwas in der Strandperle. Es ist Abend und die Sonne steht tief. Die blau-roten Hafenkräne leuchten ruhig auf, sie haben gerade nicht viel zu tun. Warum die blau-rot sind? Ich weiß es nicht. Aber diese Farben stehen mir.

Das Wasser steht ganz hoch gerade, es ist Flut und der Steg über dem Strand wird fast überspült. Es riecht hier nach Diesel und Meer.

Die Promenade und der kleine Weg von Övelgönne sind bei Sportlern beliebt. Auf dem schmalen Pfad zwischen den Häusern wird es ziemlich eng. Ich komme mit einer eleganten, schwarz gekleideten Dame ins Gespräch, wir sehen uns die alten, gewellten Fensterscheiben eines kleinen Hauses an. Das Glas erzählt Geschichten und kann bezaubern, man kann sich in der Unendlichkeit dieses Glases verlieren.

Abstand halten!, ruft sie plötzlich einer Fahrradfahrerin zu, die ihr zu nah gekommen ist. Die junge Frau hält abrupt an, dreht sich um, sieht genervt aus. Außerdem dürfen Sie hier gar nicht fahren, behauptet die Spaziergängerin weiter, womit sie recht hat, das steht ja auf einem Schild am Anfang des Weges. Ihr leuchtend roter Schal hebt sich wie ein Warnsignal vom schwarzen Kleid ab. Sie verdreht die Augen, während die Radfahrerin schimpfend weitergeht, das Fahrrad energisch neben sich her schiebend.

Sie führt unsere Unterhaltung weiter. Ja, Antwerpen, schwärmt sie, dort möchte ich so gerne mal wieder hin. Wir tauschen uns über die Esskultur dort aus, über den absurd schönen Bahnhof, der von manchen Magazinen der schönste der Welt genannt wird.

Nirgendwo kenne sie stilvollere Kaffeehäuser. Außen oft ein bisschen hässlich, aber innen ganz toll. Das habe ich schon mal gehört heute, ich muss lachen. Sie sieht mich verwundert an, finden Sie nicht? Komische Schuppen, die dann innen plötzlich eine neue Welt eröffnen?

Ja, sage ich, so ist das in Antwerpen. Vor allem fühlt man sich willkommen, man wird freundlich bedient, was alles noch besser macht, so einigen wir uns. Der Kaffee und die Schokolade. Die Schokolade!

Und Blankenese? Dort ist doch auch eine Kaffeerösterei, die Schokolade verkauft. Ich weiß das, ich war mal mit einem Freund im Winter da.

Nun ja, das ist auch ein netter Stadtteil, er könnte sogar romantisch sein. Wenn nicht die ganzen Schnösel dort herumsitzen würden. Die glauben, sie hätten es verstanden, dabei verstehen sie gar nichts, es ist so wie in Santanyí. Sie rümpft die Nase, streicht ihr Kleid glatt, zwinkert mir zu und verabschiedet sich, während sie mit dem aufleuchtenden roten Schal in die Abendsonne hineinspaziert.

Hamburg, du bist verwegen.

Ich steige die Treppen hoch, denke an Santanyí und an Juan Font, der dort das Künstlercafé Sa Cova betrieb. Die Nächte dort, unendlich. Wie ich ihm geholfen habe, es zu renovieren, wie wir versuchten, die Seele dieses Ortes zu retten. Wie das Café erwachsener wurde, sich immer mehr anpasste. Das Verruchte verschwand, es wurde durchgestylt, vieles ging verloren. Jetzt hat ein Ochsenknecht es übernommen.

Ich bleibe oben auf der Treppe stehen, blicke über die schimmernde Elbe. Der Wind bläst mir die Haare ins Gesicht. Die Hafenkräne leuchten auf.

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